Bulgarien Frauen Heiraten

Brautausstellung in Bulgarien: Die Heiratsmärkte der Tüftler - Panorama

Der wache Blick der Mutter ist immer dabei: Jeden Frühling gehen die ledigen Herren der Bulgarin Kalderasch-Roma auf eine Brautshow. Aber die Zeit, in der der Hochzeitsmarkt die einzig mögliche Kontaktmöglichkeit war, ist um.... Die Mädels mit ihren roten Puderbäckchen ziehen stolze, aufgeregte oder verlegene Mini-Röcke und glitzernde Kleider an.

Die suchende, siebenmalige Mama Petrena läßt ihren geübten Augen auf dem in einen Hochzeitsmarkt verwandelten LKW-Parkplatz über die Herde potenzieller Schwiegertochter schweifen. "Deshalb sollte das Mädel für ihn sehr hübsch sein", erklärt die heitere Dame in Stara Sagora, Bulgarien. Mehr als 5.000 Euro - das entspricht etwa 2.500 Dollar - konnte sie aber nicht als Hochzeitspreis zahlen: "Wenn ich das Mädel in meine Gastfamilie mitnehme, muss ich sie auch füttern und anziehen.

"Das wache Blick der Mutter ist immer dabei: Jedes Jahr zu Frühlingsbeginn gehen die ledigen Herren der Bulgarin Calderasch-Roma am so genannten "Todorov-Tag" zur Brautshow. "Nur bis zur achten oder neunten Schulstufe würden die Kalderash ihre Mädels in der Ausbildung zurücklassen, sagt Kosta - und verdreht seinen eingefärbten Schnauzbart kräftig: "Dort würden sie ihre Schulschuld aufgeben....".

Wenn sich herausstellt, dass eine Frau keine jungfräuliche Frau mehr ist, muss ihre Mutter den Preis der Frau zurückzahlen. Durch die Hände ihrer Mutter tummeln sich die verkleideten Heiratskandidaten in der festlichen Menge. Die Jugendlichen hätten auf dem Wochenmarkt die Möglichkeit, sich kennenzulernen, erklärt Kosta seine Bedeutung. Erst danach begannen die Brautpreisverhandlungen.

Beauty und Teint sind die wichtigsten Kriterien: "Bräute mit leichteren Hautstellen müssen mehr ausgeben. Der Entscheid über den zukünftigen Stiefsohn oder die zukünftige Stieftochter wird keinesfalls auf dem freien Feld gefällt; er dient vielmehr der Tradition und Kontaktpflege: "Die Suche nach einem Partner ist ein langwieriger Vorgang, in dem sich nicht nur die Jungs und das Mädel, sondern auch ihre Angehörigen kennen lernen.

"Vor der Trauung wird der Preis der Braut "zum Spaß" ausgehandelt. "In der Tat sind die Tage, als der Hochzeitsmarkt die einzigen Möglichkeiten für den Kontakt des kleinen Kaldarasch-Roma war, schon lange vorbei. Mit Hilfe von Handys und über das Internet können die Jungs mit anderen Frauen in Kontakt treten, beklagt ein graues Zeitalter. Kosta beklagt, dass diese Zeit schlecht für sein eigenes Land ist, das immer noch 2000 Angehörige zählt.

Nicht nur die Preise der Braut, sondern auch die Einnahmen sind stark gesunken. In der Vergangenheit hätte die Calderash mit der Produktion von Dampfkesseln für die Rakija- und Milcherzeugung ihren Lebensunterhalt verdienen können. Noch ist ihre Tocher viel zu klein, um mit zwölf Jahren zu heiraten, sagt ihre Mama Slatka Ivanova. Trotzdem besucht sie mit ihr seit Jahren den Markt: "Wir schauen schon, wen wir mögen könnten, wie ihre Familienleben, wie ihre eigenen vier Wände wachsen.

"Sie war einmal im Alter von 17 Jahren für einen Preis von 2.400 Lewa (1.200 Euro) geheiratet, erzählt Slatkas kleine Witka. Letztlich zählt nicht das Bargeld, sondern die Fragestellung, zu welcher Gastfamilie ihre Tocher kommt: "Der Preis der Braut ist die Bekräftigung, dass die andere Gastfamilie an ihr interessiert ist. Wenn ich ihr die Hände für nichts oder wenig verzeihe, würde sie ihren Ruf in ihrer neuen Gastfamilie einbüßen.

Aber nicht jeder Jugendliche kann sich über die traditionell von seinen Erziehungsberechtigten initiierte Heiratsfreude freuen. Er selbst " mag das Ganze gar nicht ", gesteht Petrenas Vater Nazgor: "Aber das ist die Sitte. "Während seiner Besuche auf dem Markt hat er jedoch noch kein Mädel kennengelernt, das ihm gefiel, sagt der 23-Jährige.

"Nur mit anderen Mädels will er Spaß haben", ärgert sich seine Mama über seinen stummen Widerstand gegen die Ehe: "Aber mein Junge muss ein Mädel aus unserer Gemeinde heiraten!"