Doch immer mehr Konsumenten kaufen Möbel im Internet - jeder dritte Bundesbürger hat bereits einmal im Internet eingekauft. Im Rahmen der International Furnishing Fair (imm) in Köln stellen ausstellende Unternehmen aus der ganzen Weltgeschichte die neuesten Einrichtungsgegenstände vor. Laut einer neuen Untersuchung wird der Kauf von Möbel in den nächsten Jahren mehr als bisher im Internet erfolgen.
Der Marktleader Ikea ist bereits dabei, seine digitale Strategie auszubauen. Ob eine Murmelliege für 85.000 EUR oder eine intelligente Küchenlösung, die per Sprachsteuerung bedient werden kann - das sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Gegenstände, die Sie schon einmal in Augenschein genommen haben und vor dem Einkauf testen wollen. Dazu gibt es die Int. Möbelmesse (imm) in Köln, die bis zum kommenden Wochenende für alle offen sein wird.
Mehr als 70 Prozentpunkte der Aussteller kommen in diesem Jahr aus dem Auslande - ein Zeichen für die internationale Ausrichtung der Möbelindustrie (Grafik): Die drei großen Möbelproduzenten sind China, die USA und Italien, wobei Deutschland den vierten Rang belegt. Der Messe-Neuling Otto verlässt sich jedoch interessant auf das Gegenstück zur Haptik.
Das Hamburger Versandhaus ist mit einem Jahresumsatz von fast 800 Mio. EUR im Jahr 2017 Deutschlands Marktleader im Online-Möbelhandel und hat daher auch seinen Kölner Stand nur gering ausgestattet. Mit Hilfe einer Augmented-Reality-App können Mobiliar, Leuchten und Dekorationsobjekte in jeder bisher aufgezeichneten Umwelt platziert und bewegt werden. Wofür bisher nur 40 Stück auf der Fachmesse gearbeitet haben, sollte in diesem Jahr für alle Otto-Kunden von zu Haus aus möglich sein; aufgrund fehlender Lagerkapazitäten können jedoch nur einige der rund 200.000 Stück, die Otto online anbietet, vom Endverbraucher in den eigenen Zimmern praktisch ausgestellt werden.
Die Tatsache, dass die Online-Möbelhändler so viele Ideen haben - einige davon sind Beratungshotlines, nahezu alle mit kostenlosem Lieferservice ausgestattet - hat ihren Grund: Der Online-Möbelkauf wird als das Business der nächsten Jahre angesehen. Laut Händlervereinigung für Wohnen und Arbeiten werden derzeit 8 Prozentpunkte aller Wohneinrichtungen in Deutschland über das Netz bezogen. Eine Repräsentativstudie des Versandhauses Otto und des Markforschungsunternehmens TNS Infratest belegt, wie groß das Online-Potenzial ist:
Dementsprechend kann sich fast die HÃ?lfte der Bundesbürger fÃ?r den Kauf von Möbeln per Klick ausmalen. Besonders gerne digital einkaufen - Westwing zum Beispiel, ein Internet-Club für Wohnmöbel und Accessoires, hat allein im angelsächsischen Sprachraum 3 Mio. Mitgliedschaften - davon sind 2,7 Mio. Damen. Der jüngste weltweite Einzelhandelsumsatz von Ikea betrug 34,1 Mrd. EUR; die Schweden führen seit 15 Jahren einen eigenen Online-Shop.
Aber die Distribution über die Möbelhäuser und ikea.com genügt dem Möbelriesen nicht mehr. Die Firma will weiter expandieren, deshalb sollen Billy, Klippan und Malm in Zukunft auch über die externen Online-Plattformen wie Amazon oder Alibaba vertrieben werden. Für Modeartikel und Schuhe liegt die Rendite teilweise bei 50-prozentig. Eines ist jedoch sicher: Da es recht kostspielig ist, ein Sofalager oder einen Oberschrank zuerst zu liefern und dann kostenfrei wieder abzunehmen, tun die Online-Möbelhändler alles, was sie können, um die Rendite zu begrenzen - denn mehr als 15 Pro -rata werden als unprofitabel angesehen.
Nicht zuletzt deshalb ist der Marktleader Otto bei Gratisgewebe- und Holz-Mustern recht großzügig: Jedes Jahr verschickt der Internet-Händler mehr als eine Millionen solcher Canapés.