Bei einer Jobbörse in Köln prüfen Unternehmen Bewerbungsgespräche in völliger Finsternis. "Sorgfältig fühlt sich Jonas durch die Finsternis an einem Geländer entlang. Zum Schluss gibt es einen Drehsessel, Jonas sitzend. Nun kann das Interview beginnen. Blindrekrutierung ist ebenfalls Teil der Jobbörse. Die Discounterin Apotheke ist dabei.
Antragsteller und HR-Mitarbeiter stehen sich in einer Black Box in absoluter Finsternis gegenüber. "Das ist aufregend", sagt Jonas. "Ein Vorstellungsgespräch ohne Vorurteil - weder seitens der Antragsteller noch seitens des Unternehmens", erläutert Sabine Grobara, die das Gesamtkonzept erarbeitete. Doch im Alltagsleben setzt er nicht auf Anonymität, also auf Anwendungen ohne Bild, Namen und Gender.
Der Flugschreiber ist vorerst nur ein Versuch. Mit anonymen Anwendungen können Ungleichgewichte bei der Stellensuche verringert werden. Nach Angaben des Bundesamtes für Antidiskriminierung erhöht sich dadurch die Chance, zu einem Interview geladen zu werden, insbesondere für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. "Das Ergebnis zeigt, dass eine kleine Gruppe von Unternehmen und Kandidaten die anonymen Bewerbungsunterlagen derzeit für besonders bedeutsam hält", sagt das von der Jobbörse Monstrum. de.
Die Antragsteller waren in der Regel offener für Anträge ohne Foto und Vornamen. Auch Frank Schröder, Anwendungsexperte an der European University of Applied Sciences in Brühl, glaubt, dass eine stärkere Annonymisierung sich positiv auswirken könnte. "Die Menschen entscheiden immer aus emotionaler Sicht", so Schröder. "Schröder glaubt jedoch, dass ein völlig anonymer Dialog wie in einer Black Box nur bedingt Sinn macht.
"Ich kann mir diese Form des Interviews, vergleichbar mit einem Speed-Dating, sehr gut für eine erste Bekanntschaft vorstellen", sagt der Dozent. "Das könnte der Abschluss des Experimentes in Köln sein. Nach dem Vorstellungsgespräch erhält der Antragsteller einen Kode, mit dem er sein Interesse im Internet notieren kann.