Chatrand

Chat-Kante

Rotick, Robert - Wind Warrior (The Journey of Chatrand 1) Robert Redick hat seine Story mit vielen Charakteren gefüllt. Das Wichtigste sind natürlich Haselnuss und Tascha: Haselnuss hat so gut wie alles, was ein anständiger Protagonist braucht: Er ist einfühlsam, ehrlich, couragiert und ist ihm nicht auf den Nägeln. Er hat auch eine Begabung, die seine Schwiegermutter, eine Hexe, gewissermaßen verhext hat:

Leider geht diese Begabung mit einem unerfreulichen Nebeneffekt einher: Danach hat Pasel für eine Weile große Kommunikationsprobleme, er kann weder begreiflich reden noch andere aufhalten. Sein Umfeld hat dafür wenig Verstand, weshalb Pasel alles unternimmt, um diese Begabung mit recht moderatem Ergebnis zu zügeln. Tascha hat auch eine für die Tochter eines edlen Admirals außergewöhnliche Fähigkeit: Sie kann mit oder ohne Waffen mitkämpfen.

Das Diadrelu ist ein Rauschgift, und was auch immer das Rauschgift sein mag, es ist sehr gering, aber auch sehr einfallsreich und sehr kriegsähnlich. Für Diadrelu hingegen sind die Giganten, wie die Legionäre die Menschen bezeichnen, etwas unterschiedlicher, was ihre Macht über den Klan durchaus einfordert. Auch die kleine Romantik, die zwischen Tascha und Haselnuss liegt, erscheint nicht flach oder künstlich.

Lediglich der Schurke der Geschichte, der erst sehr spat kommt, riskiert, ein wenig in das Geschichtsklischee zu rutschen, aber das kann sich noch durchsetzen. Dies hört sich jetzt schon etwas langweilig an, zumal die Handlung selbst, vor allem aufgrund ihrer sehr langen Planungsperiode, beinahe ein wenig lächerlich ist. Auf der anderen Seite ist die Struktur dieses Falles wieder so verschlagen und hört sich so sehr an wie die bereits in der Realität praktizierte Politk, dass man sie beinahe wieder als Genie bezeichnen könnte.

Robert Redicks Erzählung spielt in einer Zeit, die eine lange Tradition hat: große technologische Leistungen, von denen einige bereits verschwunden sind, das Wissen um entfernte, längst vergessene Erdteile, Sagen über magische Artefakte aus fernen Zeiten und natürlich verschiedene kriegerische Ereignisse und Einfälle.

Bislang spielte die magische Kraft eine etwas diskrete Funktion; abgesehen von der magischen Begabung des Sprachenlernens von Pazel erscheint nur ein Magier aus einer anderen Weltkugel, der ein Freund von Tascha ist, aber zunächst nicht allzu tatkräftig ist. Nur gegen Ende der Erzählung tritt der Gesichtspunkt der Magie stärker in den Mittelpunkt. Der Reiz dieses nahezu schlichten Weltdesigns liegt vor allem in seinen speziellen Kreaturen wie dem Tell, dem Marten im Wasser, dem Finker und den aufgeweckten Tieren, allen voran der sprechenden Feltrup.

Gelegentliche Rückblicke, aber auch die Eintragungen aus dem Lebenstagebuch des Quartiersmeisters und die Schreiben von Captain Rose an seinen Familienvater tragen dazu bei, die Struktur der Erzählung zu auflockern. Weshalb um alles in der Welt wollte Dr. Chadfallov, dass Pascal so dringend Engel verlass? Wenn er es dort lassen hätte, wäre Pasel wohl nicht am Chatrand angelangt, wo der Arzt ihn viel weniger wollte.

Aber es gibt verständnisvolle, lebhafte und verständliche Heldinnen ohne übersteigerte Machtfähigkeiten oder andere klischeehafte Vorstellungen, eine etwas komplizierte, aber tückische Handlung, viele phantasievolle Kreaturen und noch viele ungelöste Puzzles, zum Beispiel die ungeklärte Suche, welche Bedeutung die Herzogin Oggosk und ihr ungewöhnliches Katzenspiel für die ganze Sache haben, oder warum eine der herausragenden Tholjassan-Kämpferinnen nur als Tanzlehrerin auftritt.

Robert Redick wohnt in Mazsachusetts und ist einer der Schriftsteller, die als Kind Erzählungen geschrieben haben. Mittlerweile ist er als Lehrbeauftragter an der Clark University und als Lektor für |Oxfam| tätig. | "Windkämpfer" ist der erste Teil seines Zyklusses |The Journey of the Chatrand|, dessen zweiter Teil diesen Sommer auf Deutsch erschienen ist.